Ein Monday Walk und Interview am 10.06.2010
Was das Interview mit einem Zeitzeugen betrifft, so bin ich eindeutig ein Spätzünder. Nachdem mehrere Kontakte ins Leere gelaufen waren, habe ich fast nicht mehr damit gerechnet, dass es noch gelingen würde, einen weiteren zu knüpfen.
Glücklicherweise hatte Marcus noch drei offene Möglichkeiten parat. Sie hatten sich über Hermann Heisig – einem der play! LEIPZIG-Künstler – ergeben. Die erste davon verband mich telefonisch mit Brigitte Moritz, der Mutter von einer ehemaligen Klassenkameradin Heisigs. Als Mitglied der Nikolaikirchgemeinde partizipierte sie an den Aktivitäten der oppositionellen Friedensbewegung, namentlich der Gruppe Frauen für den Frieden. Heute ist sie im Stadtrat für Bündnis 90/Die Grünen und Geschäftsführerin des Vereins für interkulturelle Arbeit, Jugendhilfe und Schule in Leipzig.
Am Vortag der Abgabefrist traf ich Frau Moritz vor dem Gemeindehaus der Lukaskirche in der Juliusstraße 5. Dort hatte sie am denkwürdigen 9. Oktober 1989 ihren Weg zum Stadtring begonnen. Sie war mit der Bahn bis zum Augustusplatz gefahren, wo es für selbige bald kein Durchkommen mehr geben sollte. Und dass an jenem Tag das ganz besondere Gefühl einer grundlegenden Veränderung nicht nur in der Luft gelegen, sondern sich tatsächlich und handgreiflich in einer großen Bewegung manifestiert hatte, beschrieb sie später in ihrem Büro bei laufender Tonaufnahme.
Zum Abschluss unseres Gesprächs bemerkte Frau Moritz, dass ihre Erfahrungen damit erstmalig zu einem Teil eines künstlerischen Projekts werden und dass sie sich deshalb sehr freuen würde, das entsprechende Festivalprogramm zu sehen.
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